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Gesetzliche vs. private Krankenversicherung

Ein umfassender Vergleich

Lesedauer: 13 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 13.7.2023

In Deutschland gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) und private Krankenversicherungen (PKV). Während die gesetzlichen Krankenkassen für die Mehrheit der Bevölkerung obligatorisch sind, haben Selbstständige und bestimmte Berufsgruppen die Möglichkeit, sich privat zu versichern. Dieser Artikel vergleicht die beiden Arten von Krankenversicherungen hinsichtlich der Versicherungsbedingungen, medizinischen Versorgung und Zielgruppen, und beleuchtet die Vor- und Nachteile beider Optionen.

1. Unterschiede bei den Versicherungsbedingungen

1.1 Aufnahmebedingungen und Kündigungsmöglichkeiten

Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben eine Versicherungspflicht, die für die Mehrheit der Bevölkerung gilt. Arbeitnehmer mit einem Einkommen unterhalb einer bestimmten Grenze sind automatisch in der GKV versichert. Es besteht eine Aufnahmepflicht, sodass niemand aufgrund von Vorerkrankungen oder Risikobewertungen abgelehnt werden kann. Die Kündigung einer gesetzlichen Krankenkasse ist in der Regel nur unter bestimmten Bedingungen möglich, wie beispielsweise bei Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit oder Überschreiten der Einkommensgrenze für die Versicherungspflicht.

Die privaten Krankenversicherungen (PKV) setzen hingegen keine Einkommensgrenzen voraus und bieten mehr Flexibilität bei der Aufnahme. Die Versicherer können individuell über die Aufnahme entscheiden und eine Gesundheitsprüfung durchführen. Personen mit Vorerkrankungen oder höherem Risiko können daher von der PKV abgelehnt oder mit Risikozuschlägen belegt werden. Die Kündigungsmöglichkeiten in der PKV sind in der Regel flexibler, da Versicherte unabhängig von bestimmten Lebenssituationen oder Einkommensveränderungen ihre private Krankenversicherung wechseln können.

1.2 Beitragshöhe und -berechnung

Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden einkommensabhängig berechnet. Arbeitnehmer teilen sich den Beitragssatz mit ihrem Arbeitgeber. Der Arbeitnehmeranteil berechnet sich als Prozentsatz des Bruttoeinkommens und kann je nach Einkommenshöhe variieren. Für Selbstständige und Freiberufler gibt es einen festen Beitragssatz, der auf Grundlage des Einkommens berechnet wird.

In der privaten Krankenversicherung hängt die Beitragshöhe von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Eintrittsalter, dem Gesundheitszustand und dem gewählten Leistungsumfang. Da die PKV nicht auf einem Solidarprinzip basiert, werden individuelle Risikofaktoren bei der Berechnung berücksichtigt. In jungen Jahren können die Beiträge niedriger sein, steigen jedoch im Laufe des Alters an. Zudem können die Beiträge je nach Versicherungsunternehmen variieren.

1.3 Leistungen und Zusatzversicherungen

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten einen definierten Leistungskatalog, der medizinisch notwendige Behandlungen, Arzneimittel und Vorsorgeuntersuchungen umfasst. Der Leistungsumfang ist gesetzlich festgelegt und kann von den Krankenkassen nicht individuell angepasst werden. Versicherte haben jedoch die Möglichkeit, zusätzliche Leistungen durch den Abschluss von Zusatzversicherungen zu erhalten. Diese Zusatzversicherungen ermöglichen beispielsweise die Inanspruchnahme von Leistungen wie Chefarztbehandlung, Einzelzimmer im Krankenhaus, Zahnersatz oder alternative Heilmethoden.

In der privaten Krankenversicherung können die Leistungen individuell vereinbart werden, je nach gewähltem Tarif und Versicherungsunternehmen. Die PKV bietet oft einen umfangreicheren Versicherungsschutz im Vergleich zur GKV. Versicherte haben in der Regel Zugang zu höherwertigen medizinischen Leistungen und können Ärzte und Krankenhäuser frei wählen. Zusatzversicherungen in der PKV ermöglichen eine weitere Anpassung des Leistungsumfangs an die individuellen Bedürfnisse.

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2. Unterschiede bei der medizinischen Versorgung

2.1 Wahlmöglichkeiten bei Ärzten und Krankenhäusern

In der gesetzlichen Krankenversicherung haben Versicherte grundsätzlich die Möglichkeit, ihre Ärzte und Krankenhäuser frei zu wählen. Jedoch sind die Wahlmöglichkeiten möglicherweise eingeschränkt, da nicht alle Leistungserbringer Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen haben. Es kann vorkommen, dass bestimmte Ärzte oder Fachärzte nur begrenzt oder gar nicht für gesetzlich Versicherte zur Verfügung stehen. Krankenhäuser hingegen müssen mit den gesetzlichen Krankenkassen Verträge abschließen, um von diesen erstattet zu werden.

In der privaten Krankenversicherung genießen Versicherte eine größere Wahlfreiheit bei Ärzten und Krankenhäusern, da hier keine Vertragsbindung besteht. Privatversicherte können grundsätzlich jeden Arzt oder jedes Krankenhaus ihrer Wahl aufsuchen, unabhängig von deren Vertragsstatus mit den Versicherungsunternehmen. Dies ermöglicht eine individuellere Entscheidung bei der Auswahl der medizinischen Versorgung.

2.2 Wartezeiten und Terminvergabe

In der gesetzlichen Krankenversicherung kann es aufgrund der größeren Anzahl an Versicherten zu längeren Wartezeiten bei Facharztterminen und bestimmten Behandlungen kommen. Die Terminvergabe erfolgt in der Regel nach medizinischer Dringlichkeit, was bedeuten kann, dass nicht akute Fälle mit längeren Wartezeiten konfrontiert werden. Die Versicherten haben jedoch Anspruch auf eine zeitnahe Versorgung, auch wenn dies gelegentlich mit Wartezeiten verbunden sein kann.

In der privaten Krankenversicherung sind die Wartezeiten in der Regel kürzer. Ärzte und Krankenhäuser reservieren oft Kapazitäten für Privatpatienten, was zu schnelleren Terminvereinbarungen führen kann. Dies ermöglicht den Versicherten eine schnellere Zugang zur medizinischen Versorgung und reduziert die Wartezeiten im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung.

2.3 Kostenübernahme von Behandlungen und Medikamenten

In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen und Medikamente übernommen, die im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten sind. Jedoch müssen die Versicherten mit Zuzahlungen zu Arzneimitteln, bestimmten medizinischen Hilfsmitteln oder Behandlungen rechnen. Diese Zuzahlungen dienen dazu, einen gewissen Eigenanteil der Versicherten zu berücksichtigen und einen kostenbewussten Umgang mit medizinischen Leistungen zu fördern.

Die private Krankenversicherung erstattet je nach vereinbartem Tarif einen größeren Teil der Behandlungskosten. Die Kostenübernahme kann umfangreicher sein als in der gesetzlichen Krankenversicherung, abhängig von den vereinbarten Leistungen und dem gewählten Tarif. Allerdings können auch in der PKV Zuzahlungen und Selbstbeteiligungen anfallen, insbesondere bei bestimmten Behandlungen oder hochwertigen Medikamenten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Unterschiede in der medizinischen Versorgung sowohl bei der gesetzlichen als auch bei der privaten Krankenversicherung von verschiedenen Faktoren abhängen, wie beispielsweise dem Wohnort, dem Versicherungsunternehmen und dem individuellen Tarif. Es ist ratsam, die Leistungen und Bedingungen der jeweiligen Versicherung im Voraus zu prüfen, um die persönlichen Bedürfnisse und Erwartungen an die medizinische Versorgung zu erfüllen.

3. Unterschiede bei der Zielgruppe

3.1 Zielgruppe der gesetzlichen Krankenkassen

Die gesetzliche Krankenversicherung richtet sich primär an Arbeitnehmer und deren Familien. Es besteht eine Versicherungspflicht für Personen, die in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis stehen und deren Einkommen unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze liegt. Auch bestimmte Personengruppen wie Rentner, Arbeitslose oder Studierende können in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sein. Die GKV ist darauf ausgerichtet, eine umfassende und bezahlbare Gesundheitsversorgung für die breite Bevölkerung anzubieten.

3.2 Zielgruppe der privaten Krankenkassen

Die private Krankenversicherung richtet sich hauptsächlich an Selbstständige, Freiberufler, Beamte und gutverdienende Angestellte. Diese Personengruppen haben die Möglichkeit, sich privat zu versichern, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die PKV bietet eine individuellere und erweiterte Versorgung und richtet sich eher an Personen, die eine höhere Flexibilität und einen erweiterten Leistungsumfang wünschen. Zudem können auch bestimmte Berufsgruppen, die über der Einkommensgrenze für die gesetzliche Versicherungspflicht liegen, in die private Krankenversicherung wechseln.

4. Vor- und Nachteile der gesetzlichen Krankenkassen

4.1 Vorteile der gesetzlichen Krankenkassen

  • Verpflichtender Versicherungsschutz: Die gesetzliche Krankenversicherung bietet eine verpflichtende Absicherung für die Mehrheit der Bevölkerung. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Menschen Zugang zu grundlegenden medizinischen Leistungen haben.
  • Solidarprinzip: Das Solidarprinzip in der GKV bedeutet, dass die Beiträge einkommensabhängig berechnet werden. Gutverdienende zahlen einen höheren Beitrag als Geringverdiener, was zu einer Umverteilung der Kosten führt und einen solidarischen Ausgleich ermöglicht.
  • Grundsätzliche Aufnahme ohne individuelle Gesundheitsprüfung: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen Versicherte unabhängig von ihrem Gesundheitszustand aufnehmen. Es erfolgt keine individuelle Gesundheitsprüfung, wodurch Menschen mit Vorerkrankungen oder höherem Risiko nicht benachteiligt werden.
  • Begrenzte Zuzahlungen: Obwohl in der GKV Zuzahlungen zu bestimmten Leistungen erforderlich sind, sind diese gesetzlich begrenzt. Dadurch werden finanzielle Belastungen für Versicherte abgemildert.

4.2 Nachteile der gesetzlichen Krankenkassen

  • Eingeschränkte Wahlfreiheit bei Ärzten und Krankenhäusern: In der gesetzlichen Krankenversicherung können Versicherte ihre Ärzte und Krankenhäuser frei wählen, solange diese Verträge mit den Krankenkassen haben. Jedoch sind die Wahlmöglichkeiten möglicherweise eingeschränkt, da nicht alle Leistungserbringer mit allen Kassen kooperieren.
  • Längere Wartezeiten: Aufgrund der größeren Anzahl an Versicherten kann es in der GKV zu längeren Wartezeiten bei Facharztterminen und bestimmten Behandlungen kommen. Dies kann zu längeren Wartezeiten und Verzögerungen bei der medizinischen Versorgung führen.
  • Teilweise begrenzter Leistungsumfang: Der Leistungsumfang in der gesetzlichen Krankenversicherung ist gesetzlich festgelegt. Bestimmte Leistungen oder innovative Behandlungsmethoden können daher nicht abgedeckt sein. Um zusätzliche Leistungen zu erhalten, können Zusatzversicherungen abgeschlossen werden.
  • Höhere Zuzahlungen für bestimmte Leistungen: Obwohl die Zuzahlungen in der GKV begrenzt sind, können sie dennoch zu finanziellen Belastungen für Versicherte führen, insbesondere bei teuren Arzneimitteln oder bestimmten medizinischen Hilfsmitteln.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Vor- und Nachteile der gesetzlichen Krankenkassen von individuellen Bedürfnissen und Umständen abhängen. Die gesetzliche Krankenversicherung bietet eine grundlegende Absicherung für die breite Bevölkerung, hat jedoch gewisse Einschränkungen in Bezug auf Wahlfreiheit und Leistungsumfang.

5. Vor- und Nachteile der privaten Krankenkassen

5.1 Vorteile der privaten Krankenkassen

  • Größere Wahlfreiheit bei Ärzten und Krankenhäusern: In der privaten Krankenversicherung haben Versicherte eine größere Wahlfreiheit bei der Auswahl ihrer Ärzte und Krankenhäuser. Es besteht keine Vertragsbindung, sodass Privatversicherte grundsätzlich jeden Arzt oder jedes Krankenhaus ihrer Wahl aufsuchen können. Dies ermöglicht eine individuellere Entscheidung bei der medizinischen Versorgung.
  • Kürzere Wartezeiten und schnellere Terminvergabe: Privatpatienten werden in der Regel bevorzugt behandelt, was zu kürzeren Wartezeiten und schnelleren Terminvereinbarungen führt. Ärzte und Krankenhäuser reservieren oft Kapazitäten für Privatpatienten, um ihnen eine zeitnahe Versorgung zu ermöglichen.
  • Umfangreichere Leistungen und individuell anpassbarer Versicherungsschutz: Die private Krankenversicherung bietet oft einen umfangreicheren Versicherungsschutz im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung. Privatversicherte haben Zugang zu höherwertigen medizinischen Leistungen, wie zum Beispiel Behandlungen durch Spezialisten oder innovative Therapieansätze. Zudem können Versicherte den Leistungsumfang individuell an ihre Bedürfnisse anpassen und durch den Abschluss von Zusatzversicherungen spezielle Leistungen hinzufügen, z. B. Zahnersatz oder alternative Heilmethoden.
  • Höhere Kostenerstattung für Behandlungen und Medikamente: In der privaten Krankenversicherung kann die Erstattung der Behandlungskosten höher sein als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Je nach vereinbartem Tarif können die Versicherer einen größeren Teil der Kosten übernehmen. Dadurch können Privatversicherte von einer umfangreicheren Absicherung profitieren und möglicherweise geringere finanzielle Belastungen haben.

5.2 Nachteile der privaten Krankenkassen

  • Nicht für alle Berufsgruppen oder Einkommensverhältnisse zugänglich: Die private Krankenversicherung ist nicht für alle Berufsgruppen oder Einkommensverhältnisse zugänglich. Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt sein, wie beispielsweise ein bestimmtes Einkommen oder eine bestimmte Berufsgruppe. Dies kann dazu führen, dass einige Personen von der privaten Krankenversicherung ausgeschlossen sind oder nur begrenzte Möglichkeiten haben, sich privat zu versichern.
  • Höhere Beiträge, die im Laufe der Zeit steigen können: Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung können höher sein als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Beitragshöhe hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Eintrittsalter, dem Gesundheitszustand und dem gewählten Versicherungsumfang. Zudem können die Beiträge im Laufe der Zeit ansteigen, insbesondere mit dem Alter.
  • Individuelle Gesundheitsprüfung bei Aufnahme: Die private Krankenversicherung kann eine individuelle Gesundheitsprüfung durchführen, um über die Aufnahme von Versicherten zu entscheiden. Personen mit Vorerkrankungen oder höherem Risiko können von der PKV abgelehnt oder mit Risikozuschlägen belegt werden. Dies kann zu Einschränkungen bei der Aufnahme in die private Krankenversicherung führen.
  • Möglichkeit von Zuzahlungen und Selbstbeteiligungen: Obwohl die private Krankenversicherung einen umfangreicheren Versicherungsschutz bieten kann, können dennoch Zuzahlungen und Selbstbeteiligungen anfallen. Diese können je nach gewähltem Tarif und Versicherungsunternehmen variieren. Es ist wichtig, die Bedingungen und Konditionen der privaten Krankenversicherung sorgfältig zu prüfen, um potenzielle Kostenbelastungen zu verstehen.

Es ist zu beachten, dass die genauen Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung von individuellen Bedürfnissen, Umständen und den gewählten Tarifen abhängen. Die PKV bietet eine größere Flexibilität und erweiterte Leistungen, hat jedoch gewisse Einschränkungen in Bezug auf Zugänglichkeit und Beitragskosten.

6. Fazit

Die Wahl zwischen einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung in Deutschland hängt von individuellen Bedürfnissen, Einkommensverhältnissen und Präferenzen ab. Die gesetzliche Krankenversicherung bietet eine grundlegende Absicherung für die Mehrheit der Bevölkerung und basiert auf dem Solidarprinzip. Die private Krankenversicherung ermöglicht eine umfangreichere Versorgung, mehr Wahlfreiheit und schnellere Termine, ist aber nicht für jeden zugänglich und kann höhere Kosten mit sich bringen. Es ist wichtig, die individuellen Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

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